Physiotherapie in den Akut-Bettenstationen der Universitätskliniken Neurologie und Neurochirurgie
Physiotherapie in den Akut-Bettenstationen der Universitätskliniken Neurologie und Neurochirurgie
Die Physiotherapeut/innen der Akut Neurologie und der Neurochirurgie sind im stationären Bereich tätig. Dabei behandeln sie Patient/innen auf den folgenden vier Stationen:
Neuro-IMC:
Auf der Intermediate-Care Station (IMC) behandeln wir Patient/innen mit verschiedenen neurologischen und neurochirurgischen Erkrankungen bei medizinischer Überwachungspflicht. Unser Anliegen ist einerseits die Vorbeugung von Sekundärdefiziten (z.B. Dekonditionierung, Pneumonie, Kontrakturen, Thrombosen, Dekubitus und Schmerzen) und andererseits fördern wir mit gezielten Übungen wichtige Funktionen wie die Atmung, die Körperwahrnehmung und die Mobilität. Die Frühmobilisation hilft, die Eigenaktivität und Belastbarkeit der Patient/innen zu steigern und ist Voraussetzung für den späteren Rehabilitationserfolg. Durch die differenzierte Schluckabklärung und -therapie beugen wir Aspirationspneumonien vor und unterstützen bereits in der Frühphase eine normale Nahrungsaufnahme. Bei Patient/innen mit Tracheostoma helfen wir beim Management mit und unterstützen eine rasche und sichere Entfernung der Kanüle.
Stroke Unit:
Die Stroke Unit ist eine Spezialabteilung für Patient/innen mit einem Hirnschlag. Nebst der Behandlung ist die Überwachung der Patient/innen eine zentrale Aufgabe, um eine allfällige Verschlechterung der Symptome sofort zu erkennen. Eine frühzeitige Rehabilitation im multidisziplinären Team ist ein wesentlicher Bestandteil des Stroke-Unit-Konzeptes. Die Physiotherapie ist mit der differenzierten Befunderhebung (inklusive Schluckabklärung) und der täglichen, gezielten Therapie ein wichtiger Teil dieses Teams. In täglichen interdisziplinären Rapporten wird der aktuelle Gesundheitszustand evaluiert und ein gemeinsames Austrittsprozedere besprochen. Der Schwerpunkt liegt in der individuellen Verbesserung und Aufrechterhaltung verlorener oder fehlgesteuerter Funktionen. Lähmungen, Wahrnehmungsstörungen, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen sowie Schluckstörungen sind häufige Probleme unserer Patient/innen. Mit Unterstützung der Physiotherapie üben unsere Patient/innen grundlegende Funktionen sowie Alltagsaktivitäten. Gemeinsame interdisziplinäre Doppelbehandlungen können Therapiesequenzen sehr bereichern. Der Einbezug der Angehörigen ist uns ebenfalls sehr wichtig, um die Patient/innen auch im Hinblick auf ihr häusliches Umfeld optimal und sicher zu unterstützen. Wir planen in täglichen interdisziplinären Sitzungen den Austritt der Patient/innen und geben Empfehlungen für eine weiterführende ambulante oder stationäre Therapie, inklusive eines allfälligen Hilfsmittelgebrauchs. Bei einem Austritt nach Hause können die Patient/innen je nach Ausprägung der Einschränkungen die Physiotherapie wohnortsnah besuchen. Eine geeignete Physiotherapie finden Sie hier.
Neurologische Bettenstation:
Auf der Neurologischen Bettenstation betreuen wir Patient/innen mit Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems, sowie Muskelerkrankungen. Besonderes Augenmerk liegt auf der gezielten physiotherapeutischen Testung vor und nach einer DBS-Implantation (Deep Brain Stimulation) bei Patient/innen mit Parkinson. Des Weiteren führen wir standardisierte Videoganganalysen bei Verdacht auf Normaldruck-Hydrocephalus durch. Patient/innen mit einer Schluckstörung (Dysphagie) oder einem Tracheostoma werden durch unsere Physiotherapeutinnen umfassend betreut. Weitere Informationen zur Neurologischen Klinik und den behandelten Krankheitsbildern finden Sie hier.
Neurochirurgie:
Auf der Neurochirurgischen Bettenstation betreuen wir hauptsächlich Patient/innen mit Hirnverletzungen sowie Patient/innen nach Rücken oder- Kopfoperationen. Unmittelbar nach der Operation verbessern wir mit spezifischen Techniken, angepassten Lagerungen und gezielten Bewegungen wichtige Funktionen wie z.B. die Atmung, die Körperwahrnehmung und die Mobilität. So früh wie möglich fördern wir die zielgerichtete Eigenaktivität und integrieren erlernte Bewegungsmuster in alltägliche Bewegungs- und Handlungsabläufe. In dieser Phase werden grundlegende Voraussetzungen für den späteren Rehabilitationsverlauf und für die funktionellen Fähigkeiten der Patient/innen gelegt. Des Weiteren beurteilen wir, ob aus motorischer Sicht eine stationäre oder ambulante Rehabilitation nötig ist. Die differenzierte Schluckabklärung und -therapie ist ein wichtiger Bestandteil der Physiotherapie in der Frühphase nach einer Hirnverletzung oder Kopfoperation. Weitere Informationen zur Neurochirurgischen Klinik finden Sie hier.
Nach Rückenoperationen
Im Vordergrund unserer Behandlung steht die präoperative Instruktion sowie die postoperative Mobilisation. Mit gezielten Übungen soll der Heilungsprozess unterstützt werden. Die Instruktion alltagsbezogener Rückenergonomie ist uns ebenso wichtig wie die Beratung im Umgang mit Schmerzen und Empfehlungen zur Wiederaufnahme von angepassten, sportlichen Aktivitäten und Arbeitstätigkeiten. Zusätzlich bieten wir die Applikation "inselhealth - spinal surgery" an, welche speziell für unsere Patient/innen entwickelt wurde und kostenlos auf das Smartphone oder Tablet geladen werden kann. Nach der Rückkehr nach Hause werden die erlernten physiotherapeutischen Übungen weitergeführt. Es wird individuell besprochen, ob direkt nach Austritt oder erst nach 6 Wochen eine ambulante Therapie wohnortnah indiziert ist. Eine geeignete Physiotherapie finden Sie hier.
Weitere Informationen zur neurochirurgischen Klinik und den behandelten Krankheitsbildern finden Sie hier.
Universitäre, stationäre Früh- und Akut-Neurorehabilitation, Anna Seiler-Haus, Inselspital
Universitäre, stationäre Früh- und Akut-Neurorehabilitation, Anna Seiler-Haus, Inselspital
Physiotherapie in der Universitären Früh-, und Akut-Neurorehabilitation, Anna-Seiler-Haus
Patient/innen mit schweren neurologischen Beeinträchtigungen beginnen ihre Rehabilitation in der Akut Neurorehabilitation im Inselspital. In dieser Phase wird häufig das akutmedizinische Angebot des Universitätsspitals benötigt. Die Akut Neurorehabilitation im Anna-Seiler-Haus auf dem Inselcampus besteht aus einer neurologischen Frührehabilitation sowie der Akut Neurorehabilitation.
Neurologische Frührehabilitation
In der neurologischen Frührehabilitation behandeln wir schwerstbetroffene Patient/innen, welche noch intensive Betreuung und Überwachung benötigen. Durch die reduzierte Belastbarkeit dieser Patient/innen, findet die Physiotherapie überwiegend im Patientenzimmer oder auf der Abteilung in enger Zusammenarbeit mit der Pflege statt. Unser Anliegen ist es, mit gezielten Übungen wichtige Funktionen wie die Atmung, die Körperwahrnehmung und die Mobilität zu fördern. So liegt der physiotherapeutische Schwerpunkt in dieser Phase grösstenteils bei der Anbahnung von grundlegenden Aktivitäten wie dem Drehen und Aufsitzen im Bett und bei der Mobilisation der Patientinnen in den Sitz oder den Stand, um ihre Belastbarkeit zu steigern. Sekundärdefiziten wie Dekonditionierung, Pneumonie, Kontrakturen, Thrombosen und Schmerzen möchten wir vorbeugen. All dies schafft die Voraussetzungen für den weiteren Verlauf der Rehabilitation.
Akut Neurorehabilitation
Die Patient/innen auf der Akut Neurorehabilitation sind soweit belastbar, dass sie in den Räumlichkeiten der Physiotherapie behandelt werden können, wo eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten und Geräten zur Verfügung stehen. Der physiotherapeutische Schwerpunkt in dieser Phase liegt beim Wiedererlangen von verlorenen und beeinträchtigten Fähigkeiten wie beispielsweise dem Aufstehen, dem Gehen im Haus und draussen, dem Treppensteigen oder dem Hantieren von Gegenständen. Einzeltherapien werden nach Möglichkeit mit Gruppenangeboten ergänzt, zum Beispiel mit dem kontrollierten Eigentraining oder dem Ausdauertraining an Geräten oder im Freien. Es wird eine aktive Teilnahme entsprechend den persönlichen Bedürfnissen und dem individuellen Fähigkeitsniveau gefördert. Je nach persönlicher Situation werden Angehörige im Hinblick auf einen Wochenendurlaub für Hilfestellungen angeleitet. Ziel ist es letztlich, die grösstmögliche Selbständigkeit mit der höchstmöglichen Lebensqualität der Patient/innen zu erlangen und möglichst eine Rückkehr nach Hause zu ermöglichen.
Nach der Akut Rehabilitation erfolgt bei zusätzlichem Therapiebedarf eine Überweisung in die weiterführende Rehabilitation am Standort Riggisberg oder in eine externe Institution. Im Rahmen der abgestuften Versorgung arbeiten die Physiotherapie Teams an den Standorten Anna-Seiler-Haus und Riggisberg eng zusammen.
Stationäre Neuro-Rehabilitation Riggisberg
Stationäre Neuro-Rehabilitation Riggisberg
Physiotherapie in der stationären Neurorehabilitation, Riggisberg
In der Neurorehabilitation am Standort Riggisberg werden weniger schwer betroffene Patient/innen direkt nach der Behandlung im Inselspital oder nach einer Erstrehabilitation im Anna-Seiler-Haus betreut. Im Weiteren gibt es Zuweisungen von externen Spitälern in Thun, Interlaken oder Langenthal. Die physiotherapeutischen Interventionen bauen nahtlos auf denen des Anna-Seiler-Hauses auf und zielen auf das Wiedererlangen von verlorenen und beeinträchtigten Fähigkeiten ab. Neben Einzeltherapien profitieren Patient/innen von Gruppenangeboten wie dem kontrollierten Eigentraining, dem Circuit-Training, der Ausdauergruppe an Geräten und im Freien und der Entspannung. Hinzu kommt im Hinblick auf den Austritt eine Beratung für geeignete Hilfsmittel, um den Alltag der Patientinnen und der Angehörigen zu Hause zu erleichtern und die Mobilität zu fördern. Im Gespräch und mit der Expertise von externen Orthopädietechniker/innen finden wir Lösungen wie Schuhanpassungen sowie die Abgabe einer Gehhilfe wie Stock und Rollator oder eines Rollstuhls. Angehörige nehmen nach Möglichkeit an diesem Prozess teil und üben unter Anleitung der Physiotherapeut/innen Hilfestellungen für den Transfer, das Gehen und Treppensteigen. Ziel ist es letztlich, die grösstmögliche Selbständigkeit mit der höchstmöglichen Lebensqualität der Patient/innen zu erlangen und möglichst eine Rückkehr nach Hause zu ermöglichen. Vor Austritt wird mit den Patient/innen, den Angehörigen sowie dem interdisziplinären Team geklärt, ob eine ambulante Physiotherapie nötig ist. Neben dem ambulanten interdisziplinären Setting im Anna-Seiler-Haus im Inselspital kommen auch wohnortnahe Physiotherapiepraxen in Frage.